Das Zukunftsgespräch Trudering am 01.April 2019 war in jeder Hinsicht sehr ergiebig: Fünf Gäste, die allesamt eine wichtige Botschaft hatten, boten einen höchst informativen Einblick ihrer Sicht auf das Thema Lebensmittelverschwendung. Und zu guter Letzt blieb für alle Besucher*innen des Zukunftsgespräches eine beachtliche Menge, von foodsharing geretteter Lebensmittel zum Mitnehmen übrig.
Von der Landwirtin Bernadette Lex erhielten wir einen Einblick in die Kreislaufwirtschaft eines ökologisch arbeitenden Bauernhofs: Alles wird verwendet, nichts wird weggeworfen. Lediglich ein kleiner, nicht verwertbare Teil der Ernte kommt auf den Kompost, der wiederum für die Fruchtbarkeit der Böden verfügbar gemacht wird. Die Quintessenz ihrer überzeugenden Schilderung: Wer selbst anbaut und kultiviert, schätzt Lebensmittel wert und verschwendet nichts!
Anders die Erkenntnis von Robin Hertscheck, Geschäftsführer einer EDEKA-Filiale in Neubiberg und Idealist. Resultierend aus seiner Überzeugung, so wenig wie möglich wegzuwerfen, spendet er vor allem Obst, Gemüse und Milchprodukte für karitative Zwecke und verschenkt in einem gesonderten Bereich abgelaufene Lebensmittel an seine Kundschaft. Er sieht die Praxis des Lebensmittelhandels skeptisch, da zu viel Ausschuss als Standard akzeptiert wird. Seine Kunden bewerten seine Haltung sehr positiv.
Günes Seyfarth, die als Anschauungsmaterial einen kleinen Anteil der täglich von foodsharing München eingesammelten Lebensmittel mitgebracht hatte – es waren immerhin 11 Kisten mit zum Teil frischer Ware! – plädiert für das Verbot von Lebensmittelabfällen im Handel. Das Vorbild aus Frankreich und weiteren europäischen Ländern muss Standard werden, um 30 bis 50 Prozent Lebensmittelmüll in Deutschland langfristig wirksam zu begrenzen. Ihr Anliegen als Gründerin von foodsharing München ist die Verbraucherbildung, vor allem Kinder müssen den bewussten Umgang mit Essen von Grund auf lernen.
Landen Lebensmittel im Müll, ist die Gelegenheit fürs Containern gekommen. Kati Landsiedel erklärt, dass sie das Containern als bewusste Entscheidung sieht: Warum soll nicht das verwendet werden, was bereits produziert wurde? Ihr geht es darum, ein Zeichen gegen den Wegwerfwahn zu setzen, denn containert wird in der Regel nicht aus Bedürftigkeit, sondern aus Idealismus. Die Vorbehalte sind groß gegen das Containern, immerhin kommt es zur strafrechtlichen Verfolgung, wenn es zur Anzeige durch den betroffenen Supermarkt kommt. Die Qualität der weggeworfenen Lebensmittel war bisher nie das Problem, ein Vertrauen auf die eigenen Sinne hat bisher noch immer geholfen.
Angesichts veränderter Lebensumstände ist die Notwendigkeit der Verbraucherbildung ein dringendes Handlungsfeld. Hierfür steht Gisela Horlemann in Kursen und Bildungsangeboten des Verbraucherservice Bayern zur Verfügung. Dass der verantwortungsvolle Umgang mit Essen und die Reduzierung von Lebensmittelabfällen noch eine weiter Weg ist, zeigen die Staistiken: Etwa 11 Millionen Lebensmittel werden in Deutschland pro Jahr weggeworfen.
Sollte allerdings keine politischen Entscheidungen zur effektiven Reduzierung von Lebensmittelmüll erzielt werden, ist keine Abhilfe in Sicht. Solange ehrenmatliche Initiativen wir foodsharing oder Die Tafeln für die Lebensmittelrettung instrumentalisiert werden und das massive Überangebot von billigsten Lebensmitteln nicht eingedämmt wird, ist das Problem längst nicht gelöst.