München kämpft als „Zero Waste“-Stadt gegen den Müll

Der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) hat in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut, Stakeholder Reporting, Prognos und rehab republic e. V. ein Zero-Waste-Konzept für die Landeshauptstadt München ausgearbeitet. Das ambitionierte Ziel: Das Münchener Müllaufkommen soll sich deutlich verringern und dadurch Ressourcen geschont werden.

Die Ausarbeitung und Umsetzung erfolgte durch die Kommunalreferentin und erste Werkleiterin des AWM, Kristina Frank: „München hat sich mit dem Zero-Waste-Konzept sehr viel vorgenommen. 56 Kilo weniger Haushaltsmüll pro Jahr – diesen Wert gilt es bis 2035 für jeden Münchner und jede Münchnerin zu knacken. Zusammen wären das für unsere Stadt 85.000 Tonnen Müll weniger. Dieses herausfordernde Ziel können wir nur gemeinsam erreichen. Um München zu einer abfallärmeren Stadt zu machen, sind wir auf die Unterstützung aller – Haushalte, Unternehmen, Politik und Stadtverwaltung – angewiesen.“
In der Landeshauptstadt fallen jährlich circa 720.000 Tonnen Siedlungsabfälle (darunter 43% Restmüll) an. Diese Abfallmengen stellen nicht nur eine Ressourcenverschwendung dar, sondern benötigen für ihre Sammlung, Sortierung und Behandlung enorme Energiemengen. Wie lässt sich Müll einsparen und Ressourcen schonen?
Die Projektbeteiligten haben innerhalb des Vorhabens „Zero Waste München” nun ein umfangreiches Konzept erarbeitet. Darin schlagen sie unter anderem konkrete Maßnahmen vor, mit deren Hilfe sich die Siedlungsabfälle – also alle haushaltsähnlichen Abfälle – reduzieren und letztlich auch Ressourcen schonen lassen.

Das Ziel: Das Münchener Müllaufkommen soll sich deutlich verringern und dadurch Ressourcen geschont werden.

Der Weg hin zu einer Zero-Waste-City besteht laut Konzept aus drei Themen­blöcken:

  • Zero-Waste-Lebens­stil  (Abfall­reduzierung im All­tag durch verantwortungs­bewussten Konsum)
  • Zero-Waste-Wirt­schaft  (Optimierung von Produktion und Prozessen hin zur Abfall­vermeidung)
  • Zero-Waste-Verpflichtung (Ver­pflichtung der Stadt­verwaltung, nach einem konkreten Plan die Abfall­vermeidung voran­zutreiben)

Aber wie soll das Konzept tatsächlich umgesetzt werden? Die Liste der Maßnahmen ist umfangreich und umfasst alle Bereiche der Gesellschaft: Vom Abfallmanagement zum Bausektor, von Maßnahmen der Bildungseinrichtungen hin zur Zivilgesellschaft, alle sollen in diesen Transformationsprozess eingebunden werden. Das knapp 200 Seiten umfassende Gesamtkonzept, das nun vorgelegt wurde, beschreibt existierende und angestrebte Maßnahmen der Müllreduzierung. Kreislaufwirtschaft lautet die Zauberformel, doch ist die mit unseren Konsumgewohnheiten noch lange nicht kompatibel.

Und wie soll das gelingen, wenn allein die Mehrwegquoten im Einzelhandel immer geringer werden? Die großen Nahrungsmittelproduzenten setzen nach wie vor auf Verpackungen aus “virgin plastic”, also aus Rohöl hergestellten Behältnissen, da Recyclingprodukte aus hygienischen Gründen nicht verwendet werden. Wie sollen die angestrebten Recyclingquoten erreicht werden, wenn der Großteil des Verpackungsmülls über den gesamten Globus verschoben wird und in den Zielländern zu ungelösten Umweltproblemen führt? Die aktuelle Dokumentation “Die Recycling-Lüge” zeigt diese Wege des Mülls und die Machenschaften der Entsorgungsunternehmen. Das Duale System hat viele reich gemacht, die Umwelt hat jedoch verloren.

Filmtipp: Die Recycling-Lüge entlarvt die Ambitionen der Hersteller

Nur fünf Prozent des Plastikmülls, so die Autoren, werden zu neuem Material verarbeitet. Und wohin verschwindet der Rest dessen, was wir in den gelben Sack oder in die Wertstoffcontainer stopfen? In die Türkei, nach Asien oder in eine der 54 Zementfabriken in Deutschland. Denn Kunststoff eignet sich ideal als Brennstoff, und heutzutage werden die Zementfabriken für ihre thermische Verwertung sogar bezahlt. Und hier beginnt ein neues Thema: Die durch den Bauboom angeheizte Zementindustrie stößt weltweit dreimal mehr Treibstoffgase als der gesamte Flugverkehr aus. Von Zero-Waste also keine Spur.

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