Saatgut zum Tauschen und Teilen

Viele Jahre war das Saatgut-Festival des Ökologischen Bildungszentrums die erste Adresse in München, wenn es um das Tauschen und Erwerben von samenfesten und außergewöhnlichen Nutz- und Zierpflanzen ging. Hier trafen HobbygärtnerInnen auf geballtes Fachwissen, Vorträge und Workshops rundeten das Angebot ab und machten Lust auf die bevorstehende Pflanz-Saison. Inzwischen sind Alternativen gefragt, die kontaktlos funktionieren und trotzdem einen regen Austausch ermöglichen.

Seit einiger Zeit entstehen immer öfter sogenannte Saatgutbibliotheken. Ähnlich einer Stadtbücherei werden hier Pflanzensamen gesammelt und im Tausch angeboten. Dafür muss ein gewisser Grundbestand vorhanden sein, damit dieser Tauschmarkt funktioniert. Mit dem Beginn der Anzuchtzeit können sich GartenbesitzerInnen und BalkongärtnerInnen hier bedienen und übers Jahr die gewünschten Sorten großziehen und im besten Fall eine gute Ernte erzielen. Die gewonnenen Samen werden wiederum an die Saatgutbibliothek zurückgegeben, um für das nächste Jahr wieder ein breites Angebot an Saatgut zu erhalten. Dadurch kann jede/r von den vielfältigen, heimischen Sorten profitieren und die Artenvielfalt im eigenen Garten fördern.

Pflanzentöpfe
Jetzt schon Gartenpflanzen anzüchten,© Markus Spiske, Unsplash

Adressen und Standorte

Doch wo gibt es solche Tauschmöglichkeiten? Unsere Planungen für eine Präsenz-Tauschbörse wurden in den vergangenen zwei Jahren immer wieder durchkreuzt, so dass wir die Überlegung einer kontaktlosen Option in Betracht gezogen haben. Eine Saatgutbibliothek für Trudering ist eine gute Idee und wir arbeiten an der Umsetzung eines solchen Angebots. Für Hinweise und Tipps sind wir sehr dankbar.

19. Februar 2022; 10:00 – 13:00 Uhr
EineWeltHaus – Saatguttausch
Schwanthalerstr. 80, 80336 München
Ansprechpartnerin:
Alida Gerlach, garten@einewelthaus.de

Frühjahr 2022
Bezirksvereinigung Gartenstadt-Trudering e.V. – Saatguttausch
Vereinshütte Ankoglstraße/ Haltestelle Vogesenstraße (neben Franziskaner Biergarten)
Termin wird noch mitgeteilt

Ab Februar 2022
Veranstaltungen zur Vielfaltsgärtnerei, Gartenbasics (meist online)
7. Mai 2022; 14:00 bis 17:00 Uhr
Pflanzen-Tauschbörse im ÖBZ
Ansprechpartnerin Frauke Feuss, frauke.feuss@oebz.de
mit Anmeldung

Wer nichts zum Tauschen hat oder lieber Saatgut kaufen möchte:
Der Blog AnSTATTdessen von Gabriele Nehls listet eine Fülle von Bezugsadressen für samenfestes Saatgut auf.
https://anstattdessen.de/saatgut/

Welches Saatgut ist geeignet und was ist zu beachten?

  • Samenfestigkeit

Alle Sorten müssen samenfest sein. Das bedeutet, die aus dem Saatgut gewonnen Pflanzen haben die gleichen Eigenschaften wie die Elternpflanzen, sind also keine Kreuzungen oder Eigenzüchtungen. Wer Samen im Handel kauft, kann auf der Verpackung oftmals die Kennzeichung “F1” oder “Hybrid” entdecken. Dieses Saatgut ist für eine Weitergabe an die Bibliothek nicht zugelassen. Bei Hybridzüchtungen besitzt nur die erste Generation der Nachfahren die gewünschten Eigenschaften. Die folgenden Generationen unterscheiden sich vollkommen oder keimen erst gar nicht mehr.

  • Beschriftung und Verpackung

Das gewonnene Saatgut muss natürlich vollkommen trocken sein, bevor es in Tütchen verpackt ins Archiv kommt. Beschriftet wird es mit Sortenname, Monat und Jahr der Ernte und evtl. Besonderheiten der Sorte wie Ansprüche an Standort oder Boden. Zur Aufbewahrung eigenen sich selbst gefaltete Papierbeutel, die sich sehr gut beschriften oder bedrucken lassen. Vorlagen gibt es in großer Anzahl im Netz.
Die Haltbarkeit richtet sich nach der Sorte und kann bis zu 10 Jahre dauern, wobei pro Jahr die Keimfähigkeit bis zu 5% abnimmt. Also nicht zu lange warten, sondern am besten im folgenden Jahr wieder alles ansäen und natürlich mit anderen tauschen.

Größter Saatgut-Tresor befindet sich in Norwegen

Saatgutbibliotheken werden vorwiegend von Forschungseinrichtungen zu professionellen Zwecken betrieben. Universitäten und Sortenämter sichern damit die Artenvielfalt möglichst vieler Lebensräume. Für HobbygärtnerInnen spielt eine solche Saatgutsammlung ebenfalls eine bedeutende Rolle. Die Zunahme gentechnisch veränderten Hybridsaatguts verursacht, dass Pflanzensorten ihre frühere Robustheit und Geschmacksvielfalt verloren haben. In den USA entwickelte sich inzwischen ein großes Netzwerk von “Seedlibraries” zur Rettung der Sortenvielfalt und der Saatgut-Autonomie.

Der weltweit größte Saatgut-Tresor, das Svalbard Global Seed Vault, ist ein Projekt des Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust, GCDT). Er hat die Aufgabe der langfristigen Einlagerung von Saatgut zum Erhalt und dem Schutz der Arten- und Varietäten-Diversität von Nutzpflanzen. Es befindet sich in der Nähe der norwegischen Stadt Longyearbyen auf Insel Spitzbergen.

Dieser Saatgutspeicher ist der größte von weltweit 1.400 Aufbewahrungsanlagen für Saatgut, aber der einzige ohne Forschungsauftrag. Seine wichtigste Aufgabe ist die Lagerung einer Mindestanzahl von Saatkörnern der zur Ernährung wichtigen Lebensmittel wie Reis, Mais, Weizen, Kartoffeln, Früchte, Nüsse und Wurzelgemüse, die in einem Katastrophenfall ausgeliefert und nachgezüchtet werden können. Die Kosten für die Speicherung trägt ausschließlich der norwegische Staat.