Zum Thema Energieversorgung mit Solarstrom laden Trudering im Wandel und das Familienzentrum Trudering im Rahmen des Stammtisches Nachhaltigkeit am 07.Novemer 2019 ein. Roland Prugger, selbst Fachmann auf diesem Gebiet, gibt einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der Solarstromversorgung und deren Perspektiven. Bei diesem praxisorientierte Abend wird es auch um die Frage nach Energiegenossenschaften und Bürgerenergie gehen.
Jeden 1. Donnerstag im Monat um 19.30 Uhr findet der Stammtisch zur Nachhaltigkeit im Café Dompfaff statt und richtet sich an alle interessierten Menschen aus dem Quartier. Die Initiative Trudering im Wandel und das Familienzentrum Trudering möchten einen Rahmen für Gespräche über umweltrelevante Themen schaffen, nachbarschaftliches Miteinander stärken und gemeinsame Ideen und Projekte umsetzen.
Zum Thema – Photovoltaik: Saugünstiger Solarstrom für jeden!
Die Entwicklung der Photovoltaik in den letzten 10 Jahren ist beeindruckend: Sie hat sich von einer einst stark geförderten Technologie zu einer der günstigsten Möglichkeiten zur Energieerzeugung entwickelt. Mittlerweile zählt Photovoltaik zu den günstigsten Energieformen überhaupt. Nicht nur im sonnenreichen Süden, sondern auch in Bayern. Nicht nur bei großen Freiflächenanlagen, sondern genauso bei Mikroanlagen mit ein bis zwei tischgroßen Paneelen.
Spannend ist auch wie einfach und schnell Photovoltaikanlagen geplant und gebaut werden können. Ein Klacks im Vergleich zu fossilen und atomaren Großkraftwerken, die oft Jahrzehnte geplant und errichtet werden und dabei nicht selten die Plankosten großzügig überschreiten. Der Aufbau von Solarstromanlagen ist dagegen äußerst simpel – sowohl im Gigawattmaßstab, aber erst recht natürlich bei Mikrokraftwerken. Mikroanlagen zu errichten und betriebsfertig anzuschließen ist nicht schwieriger als ein Billy-Regal aufzustellen[1].
- Solare Mega- und Gigakraftwerke
Erst in diesem Jahr wurde das weltweit größte Photovoltaik-Großkraftwerk in Abu Dhabi an das Stromnetz angeschlossen. Auf einer Wüstenfläche von fast 2000 Fußballfeldern wurden 4,2 Millionen Photovoltaikmodule zu einem sauberen Kraftwerk mit 1170 Megawatt Leistung verbaut. Die Stromerzeugungskosten dieses Kraftwerks liegen bei 2,42 US-Dollar Cent pro Kilowattstunde. Klar, die vielen Sonnenstunden in Abu Dhabi machen das möglich. Dabei gibt es aber noch günstigeren Solarstrom aus Großkraftwerken – und zwar in Portugal. Bei einer Ausschreibung in diesem Jahr hat dort im Bieterverfahren ein Projekt den niedrigsten Zuschlag mit 1,66 US-Dollar Cent pro Kilowattstunde bekommen. Das entspricht einem Neuntel der Stromerzeugungskosten eines Atomkraftwerks.
Doch auch in Deutschland, einem Land das mit weniger Sonne gesegnet ist, ist die Entwicklung erstaunlich. Bei Ausschreibungen für mittelgroße Projekte unter 10 MW lag der Zuschlagswert zum Großteil zwischen 4,5 und 5,5 Euro Cent pro Kilowattstunde. Die Stromerzeugungskosten liegen natürlich darunter, weil der Anlagenbesitzer ja auch etwas verdienen will. Der Energieriese EnBW hat erst vor wenigen Tagen den Weg für den bislang größten Solarpark in Deutschland mit 180 MW Leistung frei gemacht[2]. Da diese Anlage größer als 10 MW ist, wird sie nicht gefördert. EnBW verkauft den Strom an der Strombörse. Der Think Tank „Agora Energiewende“ rechnet für 2020 mit einem durchschnittlichen Börsenstrompreis von 5 Euro Cent pro Kilowattstunde[3]. Da dieser Preis aber an der Börse täglich schwankt und aktuell oft unter 3 Cent pro Kilowattstunde liegt[4], kann man erahnen wie günstig Photovoltaikstrom mittlerweile auch in Deutschland geworden ist.
Doch wie kann der einzelne Private von dieser Entwicklung profitieren?
Zum einen können sich einzelne Menschen zu Genossenschaften zusammenschließen (oder sich einer bestehenden Energiegenossenschaft anschließen) und mit Hilfe von Fachfirmen genauso Großprojekte im Megawattbereich umsetzen. Viele kleine Investoren können mittelgroße – vielleicht in nahe Zukunft auch ganz große – Projekte umsetzen[5]. Spezialisierte Crowd-Funding Plattformen helfen ebenfalls dabei, dass sich Einzelpersonen mit kleinen Beträgen an großen Projekten beteiligen können.
- Solare Mikroanlagen
Eine individuelle Möglichkeit, sich seinen sauberen Solarstrom selbst herzustellen, sind photovoltaische Mikrokraftwerke. Sie werden oft auch Plug-In-Module, Balkonkraftwerke oder Steckdosenanlagen genannt. Das Balkonkraftwerk ist der einfachste Weg, um sich an der Energiewende zu beteiligen. Man kann damit einen Teil des Energiebedarfs im Haushalt selbst decken. Egal ob zur Miete oder im Eigenheim, ob am Balkon, im Garten, auf der Garage oder Hausdach. Jeder kann mitmachen! Die Geräte werden schon ab 300 Euro steckerfertig geliefert und speisen nach dem Anschluss an eine geeignete Steckdose den Strom ins heimische Stromnetz, wo er von Kühlschrank, Kaffeemaschine & Co. direkt verbraucht wird. Auch diese Mikrokraftwerke müssen in Deutschland angemeldet werden. Zum Glück ist das in München sehr einfach[6]. Mit etwas Sonne steht dem „Eigenstrom“ also nichts im Wege![7]
[1] https://www.youtube.com/watch?v=IePk08JBnWY
[2] https://www.pv-magazine.de/2019/10/16/enbw-macht-weg-frei-fuer-baustart-des-175-megawatt-solarparks-ohne-eeg-foerderung/
[3] https://www.pv-magazine.de/2019/08/19/agora-energiewende-steigende-strompreise-erhoehen-potenzial-fuer-photovoltaik-anlagen-ohne-foerderung-eeg-umlage-vor-kostengipfel/
[4] https://www.energy-charts.de/price_de.htm
[5] https://www.buendnis-buergerenergie.de/home/
[6] https://www.swm-infrastruktur.de/dam/swm-infrastruktur/dokumente/strom/netzanschluss/anmeldung-steckerfertige-erzeugungsanlage.pdf